Drei Jubiläen bei der Seliger-Gemeinde Hof

15. Dezember 2016

Peter Heidler freute sich, als er die zahlreichen Gäste und Ehrengäste zur 60. Jahresabschluss- und Weihnachtsfeier der Hofer Seliger-Gemeinde in der Altdeutschen Bierstube begrüßen durfte. Neben diesem lokalen Jubiläum galt es auch an den 50. Todestag und 120. Geburtstags des einflussreichen Vertriebenenpolitikers Wenzel Jaksch (1896-1966) zu erinnern.

JHV Seliger 2016
Foto: 60 Jahre Seliger-Gemeinde Hof – aus diesem Anlass gab es zur Weihnachtsfeier einen geschichtlichen Rückblick und eine Bestandsaufnahme der heutigen Europapolitik. Mit dabei hinten von links: Eva Döhla, Herbert Schmid, Albrecht Schläger, Jason Wirth, Renate und Peter Heidler, Klaus Adelt; vorne von links: Siglinde Waschke, Renate Immisch, Allison und Gwendolin Wirth.

Dazu hatte er den Historiker Herbert Schmid aus Weiden eingeladen, der über „den tapferen Böhmen“ in Anlehnung an ein Zitat von Golo Mann die Festrede hielt. Schmid stellte heraus, dass Jaksch der einzige demokratische Abgeordnete war, der in der Zwischenkriegszeit ein Mandat im tschechoslowakischen Parlament und nach dem Zweiten Weltkrieg einen Sitz im Deutschen Bundestag in Bonn für die SPD innehatte. Auch wenn er nicht ganz unumstritten sei, bleibe dem Böhmerwäldler das Verdienst mit seinem „Jaksch-Bericht“ einen entscheidenden Anstoß für die „Neue Ostpolitik“ des späteren Bundeskanzlers Willy Brandt geliefert zu haben.

Der Landtagsabgeordnete Klaus Adelt lobte die „Europa-Erklärung“ der Seliger-Gemeinde, die maßgeblich aus der Ortsgruppe Hof entstanden sei. Angesichts des Ablebens der letzten Zeitzeugen des Zweiten Weltkries wie Hildegard Hamm-Brücher, gebe es bald keine Menschen mehr, die die Schrecken des Krieges als Auftrag für ihre eigene Politikarbeit nähmen, um für Frieden und Verständigung unter den Völkern Europas zu kämpfen. Die Seliger-Gemeinde habe in der aktuellen politischen Lage aufgrund ihrer eigenen Geschichte eine große Aufgabe.

Albrecht Schläger, Bundesvorsitzender der Seliger-Gemeinde, hob hervor, wie wichtig Freundschaft und gute nachbarschaftliche Zusammenarbeit in Europa seien. Das Manifest beschreibe den Geist eines Europas, in dem Pluralismus, Gerechtigkeit, Solidarität und die Gleichheit von Frauen und Männern gelebt werden. Nicht umsonst sei das Manifest der Seliger-Gemeinde mit einem Zitat Willy Brandt aus dem Jahr 1973 betitelt, der damals erklärte: „Wir können und wir werden Europa schaffen!“ Stadträtin Eva Döhla griff ebenfalls die zentralen Forderungen der Europa-Erklärung auf und erinnerte daran, dass Sozialdemokraten aufgrund ihrer eigenen Geschichte für Flucht und Vertreibung immer ein offenes Ohr haben müssten. Auch müsse der Schutz der Grundrechte und bürgerlichen Freiheiten sowie der Meinungs-, Presse- und Glaubensfreiheit in Europa immer wieder neu verteidigt werden.

Die musikalische Umrahmung der Feier gestaltete Peter Heidler mit seinem Enkel Jason Wirth, dem Jugendvertreter der Seliger-Gemeinde Bayern.

Info: Die Seliger-Gemeinde (Gesinnungsgemeinschaft sudetendeutscher Sozialdemokraten) wurde 1951 in München gegründet. Sie nannte sich nach dem 1. Vorsitzenden der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (DSAP) in der Tschechoslowakei, Josef Seliger. Zusammen mit den in dieser Zeit nach Deutschland vertriebenen und den in den Exilländern verbliebenen deutschböhmischen und deutschmährischen Sozialdemokraten nimmt die Seliger-Gemeinde das politische und geistige Erbe der früheren DSAP wahr. Die beiden Vorsitzenden im Bundesvorstand sind Dr. Helmut Eikam (Schrobenhausen) und Albrecht Schläger aus Hohenberg.

Teilen