Mitte 19. Jahrhundert bis 1945
1. Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie
2. Erste Versuche einer Parteigründung
3. Gründung der Hofer SPD
4. Parteiverbot und Verfolgung
5. Frühe Wahlerfolge
6. Der Wahlkreis Hof als sozialdemokratische Hochburg
7. Ein Hofer Sozialdemokrat den man kennen muss
8. Spaltung und Revolution
9. Rekordergebnis und rote Horden
10. Nationalsozialismus
Chronologie der Nachkriegsjahre
11. 1946: Wiedergründung
12. 1950: SPD-Oberbürgermeister Hans Högn
13. 1970: Oppositionszeit
14. 1988: SPD-Oberbürgermeister Dieter Döhla
15. 2020: SPD-Oberbürgermeisterin Eva Döhla
Hof war von seiner Gründung bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts eine Stadt des Handels und des Handwerks. Besonders das Textilgewerbe hatte von Beginn an große Bedeutung und bestimmte das handwerkliche Leben.
In den 30er und 40er Jahren befand sich das Gewerbe in einer ausgesprochenen Krise, da in Konkurrenzgebieten durch zügige Mechanisierung billiger produziert werden konnte.
Erst durch den Bau der Eisenbahnlinien Nürnberg- Bamberg- Hof und Hof- Plauen- Leipzig, die 1848 fertiggestellt wurden, verbesserte sich die Situation grundlegend. Nun konnte schnell und billig Kohle herangeschafft und damit die Dampfmaschine eingesetzt werden. Hof wurde damals mehr und mehr zu einer Industriestadt und die Einwohnerzahl stieg rasant an.
Die Unternehmen in der Textilbranche waren von Anfang an bestrebt, keine anderen Industriezweige groß werden zu lassen. Durch ihre Monopolstellung konnten sie nämlich zum Nachteil der Arbeiterschaft niedrige Löhne und schlechte Arbeitsbedingungen durchsetzen, ohne befürchten zu müssen, dass Arbeitskräfte abwandern. Die Arbeitsbedingungen in den Fabriken waren sehr schlecht. 1857 sollen Arbeiter der Spinnereinen und Webereien – die Pausen abgerechnet- 13 ½ Stunden täglich gearbeitet haben. Zusätzlich herrschten miserable Ernährungsmöglichkeiten und Wohnverhältnisse. Gleichzeitig investierten die Unternehmer ihre Gewinne kaum in die Betriebe, sondern verbrauchten diese für ihren aufwendigen Lebensstil. Trotz der miserablen Arbeits- und Lebensverhältnisse kam es nicht zu einer frühzeitigen Interessenorganisation. Das lag daran, dass in der Textilindustrie hauptsächlich an- und ungelernte Arbeiter beschäftigt waren, die eine eher geringe Neigung zeigten sich zu organisieren. Zum anderen waren politisch aktive Arbeiter schärfsten Repressalien ausgesetzt und wurden eingeschüchtert. Weiterhin hatten die von der Arbeiterschaft geführten Streiks zunächst keinen Erfolg und mussten meist zum eigenen Nachteil abgebrochen werden.
Die ersten Aktivitäten zu einer Parteigründung in Hof gingen auch nicht von den Industriearbeitern aus, sondern von Handwerkern. Da waren beispielsweise die Schneidergesellen die in der Hofer Gastwirtschaft „Deutsches Haus“ ihren Treffpunkt hatten. Durchreisende Schneidergesellen erzählten dort wie in anderen Teilen Deutschlands wie Arbeiter begannen, sich zusammenzuschließen, um gemeinsam zu kämpfen.
Im Mai 1863 wurde in Leipzig der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein gegründet und Ferdinand Lassalle zum Präsidenten gewählt. 1866 gründete Karl Liebknecht und August Bebel zunächst die sächsische Volkspartei. Schon 1869 kam es dann in Eisenach zur Konstituierung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Deutschlands.
In Hof versuchten ab Mitte 1868 die Schneidergesellen unter Führung von Carl Faber, der aus Naila stammte, eine Arbeiterorganisation aufzubauen. Sie war aber nie beim Stadtmagistrat angemeldet oder registriert worden. Erst im Februar 1870 wurde vom Schuhmachergesellen Kaspar Landner der Versuch unternommen, einen Arbeiterverein – also eine Art Partei zu gründen. Er ließ am 4. Februar 1870 im „Hofer Anzeiger“ ein Inserat abdrucken und lud die Arbeiter zu einer Versammlung ins „Feldschlösschen“ ein. 180 Personen bestehend aus Gesellen und Fabrikarbeitern konnten laut Magistratsbericht, von dem aus die Versammlung heimlich überwacht wurde, die ganze Sache nicht recht begreifen. Landner gründete deshalb zunächst einen Arbeiter- Fortbildungsverein und meldete diesen bei der Stadtbehörde an.
In der Folgezeit wurden erkannt, dass die Hofer Arbeiterschaft noch nicht so weit geschult war, um zu begreifen, dass nur eine geeinte Organisation etwas an den Bedingungen verändern kann. Von den verantwortlichen Agitatoren aus München und Augsburg wurden in der nächsten Zeit zahlreiche politische Versammlungen in Hof organisiert. Nach einiger Zeit kam es dann trotzdem zur Konstituierung einer Arbeiterorganisation, die sich Internationale Gewerksgenossenschaft der Manufaktur - , fabrik- und Handarbeiter“ nannte und zu deren Vorstand der Schuhmachermeister Konrad Vollrath gewählt wurde. Diese Organisation war schon eine Zwischenform von Partei und Gewerkschaft. Von der Stadtbehörde wurde sie als politischer Verein eingestuft und wie eine Partei behandelt. Die Mitglieder bestanden jedoch darauf als reine Gewerkschaft betrachtet zu werden um behördlichen Überwachungsmaßnahmen zu entgehen. Man organisierte und betrieb aber in Wirklichkeit trotzdem Parteipolitik und führte zahlreiche Veranstaltungen mit sozialistischen Agitatoren durch.
Jakob Franz, der 1871 für den Hofer Wahlkreis bei den Reichstagswahlen kandidierte kam von Augsburg nach Hof und mit Carl Lienig trat ein Mann in der Stadt immer häufiger auf, der in der Folgezeit für die Hofer Arbeiterbewegung besonders wichtig wurde. Lienig war aus Breslau nach Hof übergesiedelt und war überzeugter Sozialdemokrat lassalleanischer Richtung. Er setzte alles daran in Hof die Bewegung in eine feste Form zu bringen. Schon im Herbst 1871 wurde die „Internationale Gewerksgenossenschaft“ nach einer Versammlung aufgelöst, weil sie entgültig zu einem politischen Verein erklärt wurde. Lienig gründete daraufhin im Februar 1872 einen Volksverein der sich um die Bildung seiner Mitglieder kümmerte und Versammlungen organisieren sollte. Aus diesem Verein heraus entstand im Juli 1872 die erste wirklich sozialdemokratische Parteiorganisation. Am 20. Juli wurde nämlich darüber abgestimmt, ob das „Eisenacher Programm“ angenommen werden sollte. Obwohl einige Mitglieder dagegen waren und sogar aus dem Verein ausgetreten sind, kam eine Mehrheit zustande und wenige Tage später, am 20. Juli 1872, meldete Lienig die Arbeiterorganisation beim Stadtmagistrat an.
Dieser Tag ist also auch als der eigentliche Geburtstag der Hofer SPD zu bezeichnen, weil hier die erste sozialdemokratische Organisation in Hof ihre Arbeit aufnahm und auch offiziell erfasst wurde.
Bereits im Februar 1874 wurde diese mühsam aufgebaute sozialdemokratische Organisation wegen ungesetzlicher (Affiliations- Verbrüderungs- ) Verhältnisse“ wieder aufgelöst und im März sogar wieder verboten. Im Vorfeld hatte Lienig es geschafft die Herausgabe einer Hofer Parteizeitung zu organisieren, die in einer neu gegründeten Genossenschaftsdruckerei in Hof gedruckt wurde. Er hat es auch geschafft die „Internationale Gewerksgenossenschaft“ neu zu beleben. Der Einsatz zeigte Erfolge. Aufgeschreckt durch das Wahlergebnis im Januar 1874, bei denen die sozialdemokratischen Stimmen auf 603 angestiegen waren, begann für Lienig ein durch die Behörden gefördertes Spießrutenlaufen. Mit erschütternder Härte wurde Carl Lienig verfolgt, mit falschen Verdächtigungen denunziert und wegen „Beschimpfung des Andenkens des Königs Max II. zu längeren Haftstrafen verurteilt. Die ganze Bewegung brach deshalb zusammen und Lienig flüchtete im Dezember 1874 nach seiner Entlassung sogar aus der Stadt.
10 Jahre geschah dann kaum mehr etwas. Der Magistrat hatte also sein Ziel zunächst erreicht und konnte feststellen, dass die (sozialdemokratische) Agitation immer schwächer wurde. - Die Sozialistengesetze zeigten in Hof ihre Wirkung. Im Geheimen gab es aber auch zu jener Zeit Zirkel in denen über die soziale Frage in Hof weiter nachgedacht wurde. Es gab einen Verein „Eintracht“, der anscheinend die Sache heimlich fortsetze und einen „Deklamatorischen Club“.
Erst im Herbst 1885 und Frühjahr 1886 wurde der Stadtmagistrat wieder aufgeschreckt, denn, wie in vielen anderen Städten, wurde nämlich auch in Hof noch zur Zeit der Sozialistengesetze ein „Wahlverein zur Erzielung volkstümlicher Wahlen“ gegründet.
Sozialdemokratische Bestrebungen waren zwar weiterhin verboten, die Sozialdemokraten durften aber als Partei bei den Wahlen Kandidaten aufstellen. Der neugegründete Verein unterstützte demnach formell nicht eine Partei, das war verboten, sondern hatte sich zum Ziel gesetzt, diejenigen Männer bei den Reichstagswahlen zu unterstützen, welche Sparsamkeit beim Haushaltsetat zu erzielen suchen, sowie das Wohl des gesamten Volkes im Auge behalten“. Jedem war aber klar, dass der Verein eine Tarnorganisation der verbotenen Sozialdemokraten war. Gründer des Wahlvereins war der Webermeister Taubald. Er kann nach Carl Lienig als zweite große Persönlichkeit der Hofer Sozialdemokraten bezeichnet werden. Unter ihm gelang es nach der Aufhebung der Sozialistengesetze bei den Reichstagswahlen von 0,9% auf 20,1 % im Jahr 1890 zu kommen, und das obwohl der Hofer Wahlverein von den Hofer Behörden kurz vor den Wahlen noch einmal verboten wurde.
Es zeigte sich auch in Hof, dass die Sozialdemokratie durch die Sozialistengesetze nicht zerstört wurde sondern allenfalls geschwächt, um dann im Jahr 1890 so stark wie nie zuvor als demokratische Organisation für die Rechte der Arbeiter wirken zu können.
Nach dem Ende der Sozialistengesetze hatten jetzt viel Hofer Genossen angenommen, dass nun die Zeit der Verfolgungen und Überwachungen vorbei war. Dies war nicht so. Weitere führende Persönlichkeiten der Hofer Sozialdemokraten wurden in den nächsten Jahren verfolgt und weil sie ihre Geldbußen nicht aufbringen konnten sogar inhaftiert. Beispiele sind Daniel Stücklen, der Redakteur der Parteizeitung war und mit scharfen Artikeln opponierte. Auch der Genosse Georg Rauh wurde inhaftiert, weil er mit dem Polizeiinspektor nach einem Versammlungsverbot „ernsthaft zusammengestoßen“ ist – gemeint ist anscheinend eine handfeste Rauferei. Übrigens ging von Stücklen die Initiative aus, dass aus dem „Hofer Wochenblatt“ später die Oberfränkische Volkszeitung wurde. Eine Zeitung bedeutete ein Informationsmonopol zu besitzen, Sozialdemokraten waren deshalb überall bestrebt eigene Blätter herzustellen, um nicht den bürgerlichen Kräften das Feld zu überlassen. Später unter Führung vom Max- Blumtritt, der 1909 nach Hof kam, erzielte man immer höhere Auflagen, so dass man begann eine eigene Druckerei in Hof aufzubauen. Bis zum 1. Weltkrieg erfolgte nun ein unaufhaltsamer Aufstieg.
Im Jahre 1912 war dann die Sensation perfekt. Der im Hofer Wahlkreis für die SPD aufgestellte Landtagsabgeordnete und Vorsitzende des Verbandes der Schumacher, Josef Simon, erreichte mit 53,9 % die Mehrheit und siegte schon bei der Hauptwahl. Der Wahlkreis Hof wurde nach Nürnberg und München zur drittstärksten Bastion der Sozialdemokraten.
Unter Max Blumtritt, der sich für die Partei- und Pressearbeit wie kaum ein anderer in Hof engagierte, erlebte die Hofer Sozialdemokratie eine Blütezeit. Bis zu seinem Tod im Dezember 1931 bestimmte er auch die Stadtpolitik in Hof maßgebend. Er war bisher zweifelsohne die bedeutendste Persönlichkeit der Hofer Sozialdemokratie.
Bis zum heutigen Tag pflegten die Hofer Sozialdemokraten das Grab von Max Blumtritt.
Der aus Burg bei Magdeburg stammende gelernte Holzbildhauer Blumtritt war schon bevor er nach Hof kam als Vorsitzender der Bildhauer und als Stadtverordneter in Burg aktiv. Er besuchte die von August Bebel in Berlin eröffnete Parteischule an der auch Rosa Luxemburg seine Lehrerin war. Auch während der schweren Zeit des ersten Weltkrieges konnte Blumtritt die meiste Zeit seine Parteiarbeit fortsetzen. Er war bis zu seinem Tod ständig im Hofer Stadtparlament vertreten und ab 1919 sogar im Bayerischen Landtag. In der Partei leitete er den Bezirksverband Nordostoberfranken. In der Arbeiterschaft nannte man Max- Blumtritt sogar den ungekrönten König von Hof.
Vor dem ersten Weltkrieg war für die Hofer Sozialdemokraten die Welt noch in Ordnung. 1912 hatte man in einem schweren Wahlkampf noch den Wahlkreis erobern können. 1914 zählte die Hofer Sektion 1400 Genossen. Die Zeit des ersten Weltkrieges war für die Hofer Sozialdemokraten dann eine Katastrophe. Zwei Lager entstanden damals in der Partei. Einmal diejenigen, die eine Burgfriedenpolitik mit der Genehmigung der Kriegskredite im Reichstag unterstützte, zum anderen Genossen, die diesen inländischen Burgfrieden ablehnten.
Die Hofer Parteiführung stand vor einer gespaltenen Organisation.
Es wurde eine Konferenz aller Sektionen des Wahlkreises abgehalten in der einstimmig der Übertritt in die USPD beschlossen wurde. Zum Kriegsparteitag der MSPD wurden keine Delegierten aus der Region mehr geschickt. Auch für diesen Übertritt waren weiterhin der Einfluss Blumtritts mit der von ihm durch die Oberfränkische Volkszeitung vorgegebenen politischen Richtung, aber auch die schlechte sozial- und Wirtschaftsstruktur der Region verantwortlich.
Nachdem sich in Kiel in den letzten Kriegstagen Matrosen gegen ein Auslaufen der Flotte erfolgreich gewehrt hatten, entstanden im ganzen Land Unruheherde.
Auch in Hof kam es am 10 November 1918 zur Revolution. Vorher wurde in München der Freistaat Bayern proklamiert. Während in Berlin oder Nürnberg die Auseinandersetzungen im vollen Gang waren, fand in Hof eine Massenkundgebung mit 10.000 Teilnehmern statt, bei der Blumtritt eine längere Ansprache hielt. Unmittelbar nach dieser Kundgebung wurde ein Arbeiter und Soldatenrat gewählt, dessen Vorsitz Blumtritt übernahm. Die gewählten Vertreter und die Volksmassen zogen dann friedlich und unter Begleitung des Militärs zum Rathaus und übernahmen die öffentliche Gewalt.
Federführend waren Hofer Sozialdemokraten, die in dieser Zeit, in der die politische Ordnung gefährdet war, Verantwortung übernahmen und das Schlimmste verhinderten. Bei den Reichstags- und Landtagswahlen 1919 triumphierten die Hofer Sozialdemokraten mit 60 % der Stimmen, ein Ergebnis, dass bis zum heutigen Tag nie mehr erreicht wurde. Viele Genossen sahen damals optimistisch in die Zukunft. Doch am 19. Februar 1919 passierte dann etwas, was der Hofer Arbeiterbewegung großen Schaden zufügte. Nach einer Volksversammlung für Erwerbslose in der Einsteigehalle, die wegen der schlechten Ernährungslage verärgert waren, Hauptredner war damals Hans Seidel, stürmten die Zuhörer zum Rathaus. Oberbürgermeister Neupert musste in sein Amtszimmer flüchten. Eine aufgebrachte Menge holte ihn jedoch aus dem Zimmer, schleppte ihn durch die Stadt zu seiner Wohnung in die Bahnhofsstraße und verwüsteten diese. Auch die Redaktionsräume des Hofer Anzeigers wurden an diesem Tag demoliert und der Chefredakteur Büchl wurde gezwungen mit einem Schild mit der Aufschrift „Nieder mit dem Hofer Anzeiger“ mit dem Demonstrationszug mitzulaufen. Obwohl sich keine Sozialdemokraten an den Krawallen beteiligten, wurden sie dafür verantwortlich gemacht, von bürgerlicher Seite als „rote Horden“ betitelt und mit Chaoten gleichgesetzt.
Eine Methode, die auch heute noch oft praktiziert wird.
1920 marschieren die Chiemgauer Bauernwehren in Hof ein. Ausgangspunkt war der rechte „Kapp- Putsch“ in Berlin. Eines der spektakulärsten Begebenheiten in der Hofer Arbeitergeschichte. Die in den sogenannten Märzereignissen in die Geschichte eingegangene Einnahme der Stadt, die wegen des von den Gewerkschaften und Mehrheitssozialdemokraten ausgerufenen Generalstreiks durch die Reichswehren Chiemgau, Bayreuth und Bamberg durchgeführt wurde, verlief Dank der besonnenen Hofer Arbeiterführer nur mit wenigen Schüssen auf offene Fenster unblutig. Eine Granate, die versehentlich abgefeuert wurde, traf das Sophien- Schulhaus. - In den umliegenden Städten verlief die Sache dagegen äußerst brutal und nicht ohne Blutvergießen.
Blumtritt, der weiter zum Generalstreik aufrief, musste damals aus der Stadt fliehen. Insgesamt war die ganze Sache aber eine Niederlage der Linken in Hof. Hans Seidel wurde dann nach einiger Zeit trotz dieser Ereignisse mit 52% in den Reichstag gewählt. Ein weiterer bedeutender Sozialdemokrat der Region in Zeiten der Weimarer Republik.
1922 kam es dann zur Einigung der beiden sozialistischen Parteien in Hof. Die Hofer USPD schloss sich nicht wie woanders der KPD an, sondern ging mit der MSPD zusammen. Hier war wieder Max- Blumtritt der Taktgeber.
Bereits 1922 begannen dann bereits die ersten Auseinandersetzungen mit den Nazis in Hof. 1923 konnten die Nationalsozialisten trotz schwacher Parteiorganisation in Hof schon einen größeren Zulauf verzeichnen. Eine erneute schwere Zeit begann. Die Kräfteverhältnisse veränderten sich dramatisch. Bei den Wahlen 1924 erreichte man nur noch 34 % der Stimmen, also 26 % weniger als noch 1920. In vielen Bereichen zogen sich die Sozialdemokraten zurück und wurden schwächer. Die Zahl und der Besuch der Wahlveranstaltungen verdeutlichten die Veränderung im Kräfteverhältnis. Die Wahlen im September 1930 waren nach einer kurzen Aufwärtsbewegung der Anfang vom Ende. In Hof verlor man überdurchschnittlich 7%. Die Nationalisten von NSDAP und DNVP verfügten in Hof zusammengezählt über den selben Stimmenanteil wie die SPD. Da die SPD von 1928 bis März 1930 die Regierungsgewalt in Deutschland übernommen hatte, richtete sich in der Folge auch der Unmut wegen der wirtschaftlichen Lage gegen sie. Zur Erinnerung: Im Oktober 1929 löste der sogenannte „Schwarze Freitag“ eine große Weltwirtschaftskrise aus. Mit dem Jahre 1933 begann auch in Hof für Sozialdemokraten und Kommunisten eine lange Zeit der Unterdrückung und Verfolgung. Im März hatte bei den Reichstagswahlen die NSDAP 53% der Stimmen erreicht.
„Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht." Die Worte, mit denen der damalige Parteivorsitzende der SPD, Otto Wels, Adolf Hitlers Ermächtigungsgesetz in seiner Rede ablehnte, waren bitterer Ernst. Als Wels gemeinsam mit den Abgeordneten der Reichstagsfraktion der SPD am 23. März 1933 den Weg zum provisorischen Tagungsort des Reichstags beschritt, passierte er ein Spalier von johlenden und drohenden SA- Männern.
Die Rede von Otto Wels kann man unter folgendem Link erreichen: http://www.spd.de/menu/1682553/
Tatsächlich waren Freiheit und Leben von Sozialdemokraten im März 1933 bedroht. Otto Wels hatte wegen des Terrors der Nationalsozialisten seit Wochen nicht mehr in seinem Haus leben können. Zeitweise hatte er Deutschland verlassen müssen. Viele Sozialdemokraten, Parteiführer ebenso wie Tausende von einfachen Parteimitgliedern, endeten damals in Konzentrationslagern oder im Exil. So war es auch in Hof. Die weiteren geschichtlichen Ereignisse mit den verheerenden Auswirkungen des von den Nationalsozialisten und dem Deutschen Volk verursachen Weltkrieges sind hoffentlich noch jedem bekannt.
Erst als Deutschland 1945 von den Alliierten befreit worden war, konnten sich Sozialdemokraten wieder zu ihrer politischen Einstellung bekennen.
Am 5. Januar 1946 findet die „Wiedergründungsversammlung“ der Hofer SPD statt. Franz Hader wird zum Vorsitzenden gewählt.
Im ersten Stadtrat ist die SPD mit 13 Sitzen stärkste Fraktion. Kurt Schumacher spricht auf dem Maxplatz vor 8000 Zuhörern erstmals in Hof. Arno Behrisch wir in den Landtag gewählt.
1948 wird Arno Behrisch zum Vorsitzenden des Ortsvereins gewählt.
Hans Högn wird zum stellvertretenden Bürgermeister gewählt, er übernimmt auch 1949 den Vorsitz des Ortsvereins.
Bereits 1950 wird Hans Högn Oberbürgermeister. Er war nicht nur Oberbürgermeister der Stadt sondern auch Abgeordneter des Landtages und dessen Vizepräsident. Trotz dieser herausgehobenen gesellschaftlichen Stellung war Högn ein guter und nicht abgehobener Beobachter der damaligen Verhältnisse. Aufgrund seiner langen Amtszeit nach dem Krieg und seiner reichen Erfahrung ist die Geschichte von Hans Högn ein wichtiges Kapitel der Hofer SPD.
1952 erreicht die SPD 18 von 42 Stadtratssitzen und Hans Högn wird überwältigend für weitere sechs Jahre zum Stadtoberhaupt gewählt.
1956 erreicht die SPD bei der Stadtratswahl 50 Prozent der Stimmen und 21 Sitze im Stadtrat.
1958 wird Hans Högn mit 97,8 Prozent ohne Gegenkandidat wieder zum Oberbürgermeister gewählt.
Und im März 1960 erringt die SPD mit 22 Sitzen die absolute Mehrheit im Stadtrat
1963 wird Alfred Börner zum Vorsitzenden der Hofer SPD gewählt. Ein Jahr vorher zieht er über die Liste zusammen mit Hans Högn in den Landtag ein.
Hans Högn wir 1964 wiederum mit 72,18% zum Oberbürgermeister gewählt.
An die Spitze der Partei tritt 1965 wieder Hans Högn. Kurt Hader wird zweiter Vorsitzender. Die Hofer SPD zählt 1635 Mitglieder.
1966 erhöht sich die Zahl der Mandate der SPD im Rathaus auf 23.
Noch in diesem Jahr wird Kurt Hader Bürgermeister und Alfred Börner erringt das Direktmandat bei der Landtagswahl.
Kurt Hader unterliegt leider 1970 bei der OB Wahl dem CSU Kandidaten Dr. Hans Heun, eine längere Oppositionszeit beginnt für die Hofer SPD.
Alfred Börner verteidigt mit 47,78 % das Direktmandat bei den Landtagswahlen. Hans Högn wird Ehrenbürger der Stadt.
1972 wird Kurt Hader Vorsitzender des Hofer Ortsvereins und 1973 schließt sich der OV Unterkotzau unter Ewald Dorsch dem Hofer Ortsverein an.
Nach der verlorenen OB Wahl im Jahr 1976 tritt Kurt Hader als Vorsitzender zurück und Dieter Schall wird zum Vorsitzenden der Hofer Sozialdemokraten gewählt.
1978 verliert die SPD 3 Sitze und somit die absolute Mehrheit im Stadtrat an die CSU, die 23 Sitze erringt.
1980 tritt Dieter Schall als Vorsitzender zurück und Rudolf Reinhold wird gewählt.
1982 ist Bernd Hering der OB Kandidat der Hofer SPD.
1984 kann die SPD ihre 20 Sitze im Stadtrat halten. Die CSU verliert mit 21 Sitzen ihre absolute Mehrheit.
Dieter Döhla, der bisherige Fraktionsvorsitzende, wird daraufhin zum Bürgermeister der Stadt gewählt. Bernd Hering wird Vorsitzender der Hofer SPD.
Bernd Hering zieht in den Landtag ein und Dieter Döhla wird für 18 Jahre Oberbürgermeister der Stadt.
Weitere Vorsitzende der SPD waren in den Folgejahren die Genossen Gustav Reissig, Wolfgang Schäfer und Michael Bursian.
Eva Döhla gewinnt in der Stichwahl gegen den amtierenden CSU-Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner und löst diesen nach zwei Amtsperioden ab. Sie wird damit die erste Frau in der Geschichte der Stadt Hof, die dieses Amt inne hat. Der Wahlkampf fällt mitten in den Beginn der ersten schweren Corona-Pandemiephase. Haustürwahlkämpfe wurden während des Kommunalwahlkampfs von allen Parteien eingestellt und eine Woche vor der Stichwahl wurden bayernweite Ausgangsbeschränkungen verhängt. Die Stichwahl fand pandemiebedingt ausschließlich als Briefwahl statt.
Wir Hofer Sozialdemokraten haben also eine lange und bewegte Geschichte hinter uns und dabei auch einige Erfolge zu verzeichnen.
Die Zeiten und die Gesellschaft haben sich verändert. Was sich nicht verändert hat sind unsere Werte für die wir weiter in dieser Stadt einstehen und kämpfen müssen.
Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität