Kombi-Bad: Luftschloss oder Lösung?

22. Dezember 2016

Die Hofer Bäder sind in der Saalestadt ein zentrales Anliegen für alle. Kaum jemand könnte sich vorstellen, dass die Stadt Hof als Oberzentrum mit ihren mehr als 40.000 Einwohnern auch nur eines ihrer Bäder schließen müsste. Es gibt auch keinen Grund dazu, denn dank des unermüdlichen Einsatzes der Bäderverwaltung und ihres Personals sind Hallen- und Freibad in einem sehr guten Zustand.

Nur selbstverständlich ist das eben nicht. Wer schon einmal in anderen Bädern vergleichbaren Alters war, weiß das. Jedes Jahr müssen die Stadtwerke bis zu eine Million Euro in die Instandhaltung der Bäder investieren. Viel Geld, bedenkt man, dass beide Bäder zusammen jährlich ein Defizit von etwa drei Millionen Euro einfahren. Die Erhöhung der Eintrittsgelder im letzten Jahr war der Versuch gegenzusteuern.

HofBad

Das große Defizit kommt vor allem daher, dass die Hofer Bäder aus zwei Betrieben bestehen: Dem HofBad und dem Freibad. Auf einen gut drei¬monatigen Doppelbetrieb, in dem sich beide Bäder die Gäste gegenseitig wegnehmen, folgt die Schließung des HofBads für sechs bis acht Wochen. Ist dann in dieser Zeit wie heuer das Wetter durchwachsen, hat man ein geschlossenes Hallenbad und ein Freibad, in das keiner geht. Betriebswirtschaftlich ist das nicht gerade. Hinzukommt, dass sowohl das Freibad mit seinen 33 Jahren als auch das 26 Jahre alte Hallenbad nicht mehr die Jüngsten sind, in keiner Weise den heutigen energetischen Standards entsprechen und darüber hinaus den heutigen Kundenwünschen nur bedingt gerecht werden können.

„Hof braucht ein Hallenbad und ein Freibad. Wir wollen beides langfristig erhalten“ Dr. Jürgen Adelt

Für die Hofer SPD-Stadtratsfraktion ergab sich daraus folgende Frage: Wie lange können die Stadtwerke das hohe Defizit noch tragen, zumal angesichts des Alters beider Bäder davon ausgegangen werden muss, dass die jährlichen Instandhaltungskosten mit der Zeit noch weiter steigen?

An der Preisschraube lässt sich aus Sicht der Sozialdemokraten nicht mehr drehen: „Ein Besuch im Hof¬Bad muss für alle Bürgerinnen und Bürger möglich sein.“ Mit der Familie schwimmen gehen – das dürfe kein Luxus werden, sondern sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein.

„Mittelfristig muss deshalb eine andere Lösung her“, ist sich der SPD-Fraktionsvorsitzende Dr. Jürgen Adelt sicher. Den Sozialdemokraten schwebt dabei eine Kombi-Lösung vor, sprich Hallenbad und Freibad unter einem Dach.

„Entweder wir warten bis uns das Thema auf die Füße fällt, oder wir denken bereits heute an morgen“ Rainer Kellner

Ein zugegebenermaßen nicht ganz neuer Vorschlag. „Bereits in den 1970er Jahren hatte die SPD-Stadtratsfraktion für eine Kombi-Lösung geworben, doch wurde das damals von der CSU-Mehrheit im Stadtrat verhindert, weshalb wir jetzt den Schlammassel haben“, erinnert sich Stadtrat Rainer Kellner.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Ein Kombi-Bad kostet im Betrieb weniger als zwei Bäder. Man vermeidet unnötige Doppelstrukturen, spart Personalkosten ein, kann im Sommer flexibler auf schlechtes Wetter reagieren und ein neues Bad würde sowohl den aktuellen Kundenbedürfnissen gerecht werden können, als auch den aktuellen energetischen Standards. So könnte man das neue Bad beispielsweise nach Passivhaus-Standards bauen, und dies würde wiederum 75 Prozent weniger Wärmeverlust und 80 Prozent weniger C02-Emmissionen zur Folge haben. Das ergäbe nicht nur geringere Betriebskosten, sondern wäre auch ökologisch und nachhaltig.

„Hof braucht ein Hallenbad und ein Freibad. Wenn wir beides nachhaltig sichern wollen, wird uns das mit dem Status Quo nicht gelingen. Das Kombi-Bad ist deshalb kein Luftschloss sondern die einzige vernünftige Lösung“, findet Jürgen Adelt.

Der Einwurf, das Thema sei aktuell gar nicht drängend, lassen die SPD-Räte dabei nicht gelten: „Wir können natürlich abwarten, Tee trinken, warten bis uns das Thema in absehbarer Zeit auf die Füße fällt und uns dann ganz verwundert die Augen reiben. Oder wir denken bereits heute an morgen. Wir sind für letzteres“, entgegnet Kellner.