Ihr seid die Zukunft unserer Stadt – alle! Warum Hof sich Ziele setzen muss, um gegen Kinderarmut vorzugehen

23. Dezember 2016

von Eva Döhla

„Man tut ja schon, was man kann.“ „Für Jugendhilfe wird eh so viel Geld ausgegeben“. Solche und ähnliche Kommentare bekommt man bei Diskussionen im Rathaus zu hören, wenn es um Kinderarmut geht. Es ist ein unangenehmes Thema für die Stadt Hof.

Im bayernweiten Vergleich führt Hof gemeinsam mit Nürnberg und Schweinfurt die Negativtabelle an: Jedes fünfte Kind wächst bei uns in armen Verhältnissen auf. Sozialverbände schätzen den wirklichen Anteil noch höher, weil der Bezug von Sozialleistungen nicht das einzige Kriterium für Armut ist: Viele Eltern schlagen sich mit einem geringen Einkommen mehr schlecht als recht durch, ohne „offiziell“ als arm zu gelten.

Die Zahl benachteiligter Kinder pendelt sich auf einem skandalös hohen Niveau ein. Die Ursache oder gar Schuld hierfür brauchen wir nicht in Hof zu suchen. Das ist die eine Nachricht. Die andere Botschaft lautet: Wir vor Ort tragen allerdings die Verantwortung, wenn wir das Problem nicht anpacken, wenn es weiterhin heißt „wir tun ja schon so viel“, wenn sich niemand zum Handeln aufgerufen fühlt.

Kinderarmut

Materielle Armut ist ein Haupt-Risikofaktor für die Entwicklung von Kindern. Der Mangel schränkt ihre Bildungschancen ein, belastet ihre Gesundheit, beschneidet sie in der Teilhabe an Kultur und Gesellschaft. Nun kann eine Stadt wie Hof diese Armut leider nicht beseitigen, indem sie jeder Familie 1000 Euro mehr pro Monat auszahlt. Die finanzielle Absicherung ist Aufgabe der Bundespolitik. Trotzdem entscheidet sich in der Kommune, im direkten Lebensumfeld eines Kindes, wie es aufwächst, was es mitnimmt, ob es gut gerüstet wird für die Zukunft. Für seine eigene Zukunft und letztlich auch für die unserer Stadt. Denn auch von diesen Kindern hängt eines Tages ab, was aus unserer Stadt wird.

Also werden wir nicht die Armut abschaffen können, aber ihre Folgen für die Chancen der Kinder abmildern. Und hier muss die Stadt Hof sich Ziele setzen. Dass Kinder weniger ausgegrenzt und gesellschaftlich oder bei der Bildung abgehängt werden, lässt sich sehr wohl vor Ort beeinflussen.

Das zeigen erfolgreiche einzelne Ansätze und Initiativen wie sie die EJSA, die Hofer Schulbegleitung oder Spenden zugunsten der Schulverpflegung verfolgen. Auch die Kulturloge, über die ab Frühjahr 2017 bedürftige Familien kostenlose Eintrittskarten erhalten können, stellt einen wichtigen Schritt in Richtung bessere gesellschaftliche Teilhabe dar.

Wichtig ist es darüber hinaus, viele Kinder direkt zu erreichen, ohne den „Filter“ über ihre Eltern. Hier besteht noch Handlungsbedarf. Oft sind es auch naheliegende Dinge, die helfen: Schwimmkurse organisieren, gesunde Mahlzeiten anbieten, Ausflüge ermöglichen, Mitgliedschaften in Vereinen sponsern. Über die Schule erreicht man alle Kinder. Jede Stadt muss hier ihren eigenen Weg finden und prüfen, was im vorhandenen Angebot fehlt. Dann kann man nicht nur die Folgen mildern, sondern auch präventiv etwas erreichen.

Und genau dafür muss man sich Ziele setzen und ein abgestimmtes Vorgehen entwickeln – mit möglichst vielen Beteiligten. Am Ende könnte ein eigenes, maßgeschneidertes Handlungskonzept stehen. All das lässt sich sicher nicht in einer Sitzung oder an einem Diskussionsabend umsetzen. Es steckt viel Arbeit darin und ich möchte heute einfach fragen: Wer macht mit?