Sehr geehrter Herr Reiser,
schön, dass Sie an der Diskussion um die Entwicklung der Hofer Innenstadt Anteil
nehmen und sei es, um Ihr Projekt zu verteidigen. Sie haben Recht: Wir brauchen eine Diskussion, die sich an Fakten orientiert. Aber haben Sie selbst wirklich alle Tatsachen bedacht? Dass die Nahversorgung zu neuen kleinen Zentren mit breitem Sortiment ausgeufert ist, beschreiben Sie ganz treffend. Und Sie schreiben, dass mit der Schließung des E-Centers der Niedergang der Hofer Innenstadt begonnen habe. Wenn Sie aber im Umkehrschluss behaupten, mit der HofGalerie werde sich wieder alles zum Guten wenden, machen Sie es sich zu einfach. Sie kehren wichtige Rahmenbedingungen unter den Teppich. Der Online-Marktanteil im Einzelhandel stieg binnen zehn Jahren von marginalen 2,9 Prozent auf 10,1 Prozent. Und dazu kommt der Schwund an Kaufkraft. Natürlich hat das Einfluss auf den Hofer Handel.
Weiterhin schreiben Sie, dass seit 2017 die Verkaufsfläche um 11.000 Quadratmeter zurückgegangen ist. Das mag stimmen, angesichts der Schließung des Kaufhofs aber auch nicht verwundern. Dass hier nach den Umbauarbeiten wieder neue Verkaufsflächen zur Verfügung stehen werden, haben Sie nicht erwähnt. Nicht zuletzt mussten Geschäfte in der Bismarckstraße schließen. Warum nur? Wohl kaum, weil die Händler versagt haben. Es sind fatale Nebenwirkungen des Stillstands am Strauß. In Ihrem Brief gehen Sie auch auf den Vortrag von Herrn Klotz ein, lassen aber die Tatsache außen vor, dass Hof bereits heute überdurchschnittlich hohe Verkaufsflächen pro Kopf aufweist.
Sehr geehrter Herr Reiser, in einer repräsentativen Umfrage gaben im Sommer 2019 61 Prozent der Hoferinnen und Hofer an, dass sie nicht glauben, dass die Hof-Galerie noch kommen wird. Nur 29 Prozent glaubten damals noch an die Umsetzung des Projekts. Inzwischen dürfte deren Anteil weiter gesunken sein. Die Zweifel wachsen - auch bei den politisch Verantwortlichen. Die Hofer SPD-Stadtratsfraktion hat das Projekt der Hof-Galerie von Anfang unterstützt, weil wir der Ansicht waren und sind, dass das ehemalige E-Center ein Schandfleck war,der wegmusste, die Innenstadt einen Vollsortimenter benötigt, Parkplätze und einen neuen Busbahnhof. All dies hätten wir mit der Hof-Galerie bekommen, weshalb wir der Hof-Galerie, dem Investor und Ihnen gerne den Vertrauensvorschub gewährt haben und ich denke, vielen Hoferinnen und Hofern ging es ähnlich.
Es überwog die Freude, dass endlich etwas vorangeht. Doch genutzt haben die Hoffnungen keinem. Bislang ist weit mehr Schaden entstanden als Nutzen. Hof leidet unter einem Gespenst, das Unsicherheit verbreitet. Derweil sinkt die Nachfrage nach Flächen bei zahlreichen der überhaupt in Frage kommenden Mietern. Die Baupreise sind nach wie vor hoch. Worauf warten Sie? Liefern Sie der Stadt Hof ein Konzept, das Zukunft hat. Anstelle von Galerien werden heute Quartiere entwickelt. Die Center bauen Kapazitäten ab, müssen sich nach außen öffnen, bieten Wohnungen, Dienstleistungen, Erlebnis, Freizeit und Schnittstellen zwischen analoger und digitaler Welt.
Welche Mieter haben Sie mittlerweile an Bord? Wie groß wird der Anteil an Wohnfläche sein? Muss das gesamte Gelände bebaut werden oder gibt es Aufenthaltsqualität unter freiem Himmel? Wie viele Jahre soll das Provisorium noch bestehen? 3, 4 oder 7? Sie selbst können es reißen, Herr Reiser: liefern und Fakten schaffen statt darüber zu sinnieren, ob mehr Fläche in der Innenstadt die Lösung sein kann, weil man dadurch wenigstens angeblich wieder ein Gleichgewicht zur Peripherie herstellt? Die Rechnung geht schwerlich auf. Mehr Fläche kann nicht automatisch anteilig mehr Umsatz erzeugen. Wir sind doch nun an einem Wendepunkt angelangt. Wenn Sie noch an die Hof-Galerie glauben und das Projekt umsetzen wollen, dann nehmen Sie die Hoferinnen und Hofer mit, suchen Sie den Schulterschluss mit dem Hofer Einzelhandel. Bitte kommen Sie nach Hof und stellen Sie sich den berechtigten Fragen der Bürgerinnen und Bürger. Wir Hoferinnen und Hofer haben ein Recht auf Antworten.
Mit freundlichen Grüßen
Eva Döhla, Fraktionsvorsitzende im Hofer Stadtrat