Mit dem Anschluss an die König-Ludwig-Süd-Nord-Bahn 1848 kam nicht nur die Eisenbahn nach Hof, sondern auch die Industrialisierung. Schnell entwickelte sich das beschauliche fränkische Städtchen an der Saale zu einer Textilhochburg und damit auch zu einer Arbeiterstadt. Sie schufteten unter widrigen Bedingungen und verdienten wenig. 1857 betrug die Arbeitszeit in den Spinnereien und Webereien der Stadt abzüglich der Pausenzeiten bis zu 13 Stunden pro Tag, sechs Tage die Woche. Seit 1870 gab es erste Bemühungen die Arbeiter in Hof zu organisieren.
Es war dann schließlich der aus Breslau stammende Schriftsetzer Carl Lienig, im Februar 1872 einen Volksverein gründete, dessen Vorsitzender er wurde. Damit gab es fortan zwar einen sozialdemokratisch dominierten Verein in Hof aber eben noch keine Partei. Dieser Schritt wurde am 1. März 1873 in der Wirtschaft Zerner vollzogen. Unter den wachsamen Blicken der örtlichen Polizei gründeten 40 bis 50 Personen, meist Arbeiter und „einige Frauenzimmer“ eine Hofer Sektion der von August Bebel und Wilhelm Liebknecht erst vier Jahre zuvor in Eisenach gegründeten SDAP. Im gleichen Jahr wurde eine Genossenschaftdruckerei aus der Taufe gehoben und mit der „Hofer Zeitung – Organ für Volksinteressen“ ein unabhängiges sozialdemokratisches Presseorgan herausgegeben; eine der ersten sozialdemokratischen Lokalzeitungen überhaupt. Das von Lienig herausgegebene Blatt brachte es bald auf 600 Leserinnen und Leser bei ca. 15.000 Einwohnern. Bedenkt man, dass für einen Arbeiter in der Textilindustrie die Anschaffung einer Zeitung einem Luxusartikel gleichkam, ist diese Zahl mehr als beachtlich.
Die Arbeit der Hofer Sozialdemokraten – allen voran von Carl Lienig – trug Früchte. Ende 1873 zählte der Hofer Ortsverein bereits 100 Mitglieder. Bei der Reichstagswahl 1874 fuhr man in Hof einen Achtungserfolg ein, im Vergleich zur letzten Wahl verdreifachte sich der Stimmenanteil auf 600 Stimmen.
Von diesem Zuwachs aufgeschreckt, setzten die mächtigen Textilbarone und der Magistrat gemeinsam mit dem Hofer Anzeiger und der Justiz alles daran, die Sozialdemokratie aus Hof zurückzudrängen. Schlag auf Schlag wurde zunächst die Genossenschaftsdruckerei aufgelöst, die Hofer Sektion der SDAP verboten und Carl Lienig wegen „schwerer Beleidigung“ zu einer längeren Haftstrafe verurteilt. In Hof rühmte man sich später, die Sozialdemokratie bereits vier Jahre vor Erlass des Sozialistengesetzes verboten zu haben. Die Idee von Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität aber, die hatte Dank Lienig in Hof bereits Wurzeln geschlagen. Nach dem Auslaufen des Sozialistengesetzes holten die Sozialdemokraten auf Anhieb 20,1 Prozent der Stimmen im Wahlkreis Hof. 1912 gewann mit Josef Simon die SPD erstmals das Direktmandat, eines von nur sieben in ganz Bayern. Die Saalestadt wurde eine sozialdemokratische Hochburg – und ist es bis heute geblieben.
An diese Gründungsgeschichte erinnerte die Hofer SPD Anfang September auf einem Bürgerfest im Innenhof der Volkshochschule Hofer Land.
Über 100 Gäste, SPD-Mitglieder und Ehrengäste sind gekommen, um mit der Hofer SPD ihr Jubiläum zu feiern. Die Festrede hielt die stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende und Bundesbauministerin Klara Geywitz. Auch Co-Landeschefin Ronja Endres, die Landtagsabgeordneten Inge Aures und Klaus Adelt, Bundestagsabgeordneter und SPD-Bezirksvorsitzender Jörg Nürnberger und viele andere waren gekommen.
Höhepunkt war die Verleihung der Max-Blumtritt-Medaille an die langjährige SPD-Stadträtin und Vorsitzende der Kreisverkehrswacht, Heidemarie Schwärzel.
Im Anschluss ließ man es sich bei bestem Herbstwetter gemütlich ausklingen mit musikalischer Untermalung von Gerys Flottem Dreier, bei Zwiebelkuchen, Federweiser und SPD-Festbier.