Blaues Haus. Industriekultur erhalten – Fassade retten.

14.01.2020

Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin, im Zuge der Industrialisierung entwickelte sich Hof mit seinen zahlreichen Weberei- und Spinnereifabriken als „Manchester Bayerns“ zu einem überregional bedeutsamen und stolzen Industriestandort. Noch heute prägen viele imposante Industriebauten das Stadtbild. Das bedeutendste dieser industriekulturellen Bauten ist das sog. Blaue Haus – der verbliebene Rest der einstigen Mechanischen Baumwollspinnerei, mit der diese wichtige und bis heute prägende Epoche ihren Anfang nahm und ohne diese die Besiedlung und Erweiterung des Stadtgebiets östlich der Saale undenkbar gewesen wäre.

Nun steht das Blaue Haus vor dem Abriss, ein vollständiger Erhalt der baulichen Substanz scheint aufgrund seines schlechten Zustandes nicht mehr möglich. Dies trifft aber nicht auf die markante blaue Fassade des Gebäudes zu. Ein Erhalt der Fassade, welcher sich ein Neubau anschließt, widerspräche unserer Meinung nach nicht den im Oktober 2019 vorgelegten Plänen. Einerseits, weil die anstelle des Blauen Hauses geplante Tagespflegeeinrichtung straßenbegleitend geplant ist.

Andererseits, weil der Träger der geplanten Einrichtung, die advita Pflegedienst GmbH, sich an anderen Standorten wie in Apolda oder Eisenach bereits offen gezeigt hat für kreative und moderne Kombinationen von Neubau und Erhalt des Bestandes.
Durch die innenstadtnahe Lage sowie die als erhaltenswürdig einzuschätzende Fassade mit hohem Identitätsstiftenden Charakter sollte es möglich sein Fördermittel für eventuell auftretende Mehrkosten zu generieren. Beispielhaft seien an dieser Stelle Zuschüsse des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, der Bayerischen Landesstiftung, der Oberfrankenstiftung oder auch Mitteln aus den Förderprogrammen der Städtebauförderung genannt. Auch würde das Bauvorhaben durch den Erhalt der Fassade eine hohe Akzeptanz in der Hofer Bevölkerung erhalten, was auch im Hinblick auf die spätere Vermietbarkeit der Pflege- und Wohnplätze im Sinne des Investors sein dürfte, dessen Pläne zur Weiterentwicklung des innerstädtischen bedeutsamen Grundstücks grundsätzlich begrüßt werden. Vor diesem Hintergrund sollten dahingehend nochmals Gespräche mit dem Investor, der Regierung von Oberfranken und auch dem Landesamt für Denkmalpflege geführt werden.

Historisch bedeutsame Gebäude sind identitätsstiftend und stadtbildprägend, weshalb bundesweit versucht wird, diese – auch mittels kreativer Lösungen nach Möglichkeit zu erhalten. Während beispielsweise Chemnitz als „Sachsens Manchester“ mit seiner Industriekultur offensiv wirbt und nicht zuletzt dieser die erfolgreiche Bewerbung zur Europäischen Kulturhauptstadt zu verdanken hat, dürfen im fränkischen Pendant die letzten Zeitzeugen dieser Epoche der Abrissbirne nicht einfach so zum Opfer fallen.

Der Hofer Stadtrat möge deshalb beschließen: Die Stadtverwaltung wird dazu aufgefordert, sich für den Erhalt der Fassade des sog. „Blauen Hauses“ in der Fabrikzeile einzusetzen und zu diesem Zwecke nochmals das Gespräch mit dem Investor suchen, wie auch der Regierung von Oberfranken und dem Landesamt für Denkmalpflege, hinsichtlich etwaiger Fördermöglichkeiten zum Erhalt der historisch relevanten Fassade.